Der letzte Brückentag Ende Mai mit Fronleichnam
lud nochmals zu einer Kurztour ein. Die Wettervorhersage war etwas gemischt,
aber es hat prima geklappt. Sonnenschein und kein Regen. Mein Standardproblem,
ohne lange Anreise noch etwas Neues zu finden, habe ich diesmal ignoriert.
Bodensee geht immer!
Die Vorplanung der Strecke
habe ich mit Hilfe des Tourenplaners von
Komoot geplant und zum Offlinegebrauch auf mein Smartphone geladen.
Die gesamte Tour
Sigmaringen-Bodensee-Allgäu kann durch
entsprechendes Anklicken angesehen werden. Die Plankilometer sind nicht ganz
identisch mit den gefahrenen Kilometern, da ich in echt auch kleinere Umwege
gefahren bin, die auf der Karte nicht dargestellt werden.
Die Gesamtlänge der Tour betrug 233 km.
Die Klammerangaben sind Höhenmeter.
1. Tag:
Anreise nach Sigmaringen und Fahrt über Stockach bis Hagnau am Bodensee 77 km

Die Fahrt von Göppingen zum
Zielbahnhof klappte diesmal problemlos. Der Anschlusszug in Ulm wurde erreicht
und so stieg ich am späten Vormittag in Sigmaringen aus. Sigmaringen
(580) hat ein schönes Hohenzollernschluss und weckt in mir regelmäßig
Erinnerungen an meine Bundeswehrzeiten und die eine oder andere schöne
Sigmaringerin (gruselig, die sind heute auch alle um die 60, aber so ist das
Leben) Im ehemaligen Gartenschaugelände wechselte ich dann in Radlerkleidung und
dann ging es vorbei an Laiz (do wohnt unser Minischderbräsident, also der
Kretsche) hoch nach Kloster Inzigkofen (630) und hinaus aus dem Donautal auf die
Ebene zwischen Donautal und Ablachtal. Von dort ging es hinunter nach
Meßkirch (616). In der Altstadt hatte die Fronleichnamsprozession
stattgefunden und so fanden sich noch einige schöne Blumenbilder auf der Straße.

Meßkirch hat ein schönes Rathaus und ein großes
Schloss. Es gibt also einiges zum Gucken. Die Innenstadt, durch die früher der
Verkehr rauschte, ist verkehrs-beruhigt. Ob ihr das in vollem Umfang bekommen
ist, fragt man sich. Ein großes geschlossenes Hotel und das eine
oder andere, nicht mehr renovierte Haus geben zu denken.
Hohenzollernschloss Sigmaringen
Nach einer Besichtigung des Schlosses von außen
ging es weiter durch das ziemlich ebene Ablachtal, vorbei an einigen Baggerseen
und dann hinab Richtung Bodensee, zunächst nach Stockach (491).
Es war Mittag und so lud eine Pizzeria in der Altstadt zu einer Pizza und einem
Radler ein.
In Stockach gibt es während der Fasnet das Narrengericht welches i.d.R. einen
Politiker einlädt, der dann seine Untaten vor dem
hohen
Gericht verteidigen muss.
MeßkirchSchloss
Nach Stockach geht es nochmal kurz bergauf, bevor es dann endgültig hinunter
nach Ludwigshafen am Bodensee (397) geht. Der See hat einfach was
und ist immer wieder eine Radreise wert, vor allem natürlich, wie im
vorliegenden Fall, bei strahlender Sonne. Der Radweg geht nun sehr schön am
See lang und am Bahnhof in Sipplingen gab es ein frei zugäng-liches
Uferstück, welches zu einer Badepause einlud.
Erfrischt und ausgeruht radelte ich weiter durch die sehenswerten Orte
Überlingen und Meersburg.
Stockacher Narrenbrunnen
 
Da ich die Gegend
seit Jugendzeiten kenne, habe ich in den letzt-genannten Orten keine
Besichtigungen gemacht.
Wer erstmals dort ist, unbedingt anhalten und gucken. Sehr sehens-wert ist z.B.
das alte Schloss in Meersburg mit Geheimgang bis runter zum See. Ich selbst
radelte vorbei an der Klosterkirche Birnau in den Abenduntergang hinein bis zum
Weinort Hagnau.
Da sich über einem Teil des Sees ein Gewitter zusammenbrauen wollte, bekam der
See eine wildromantische, blaugraue Färbung.
Später wurde es aber wieder hell und
in Hagnau fand sich tatsächlich trotz langen Wochenendes noch ein freies Bett.
Am Ufer feierte der örtliche Wassersportverein
ein Weinfest mit guter handgemachter Jazz- und Dixiemusik.
Aufgrund der späten
Überlingen Rathaus
Meersburg altes Schloss
Abendstunde gab es nur noch Rote vom Grill. Der örtliche Wein, in meinem Fall
ein leckerer Weißherbst, mundete jedoch vorzüglich und den schönen Blick auf den
Bodensee gab´s gratis dazu. Ein wirklicher gelungener Radlertag ging zu Ende.
2. Tag: Hagnau - Bregenz - Meckatz
90 km
Am nächsten Morgen ging es
zunächst weiter bis Friedrichshafen. Der Radweg verlässt leider
einige
Kilometer vorher den See, da sich noch vor dem Ortseingang
Friedrichshafens etliche Betriebe insbesondere der Luftfahrtindustrie
befinden, deren Grundstücke bis zum Seeufer reichen. Hinter heutigen Konzernnamen
wie Airbus usw. verbergen sich in Friedrichs-hafen u. a. die ehemaligen
Dornierwerke. In Friedrichshafen befinden sich direkt am See im ehemaligen
Seebahnhof das äußerst sehenswerte Zeppelinmuseum und außerhalb am Flughafen das
Dorniermuseum. Für Technikfans gibt es dort also viel zu sehen. Die Stadt selbst
ist, weil eben auch schon im Dritten Reich viel Luftfahrtindustrie, praktisch
dem Erdboden gleichgemacht worden und etwa im Gegensatz zu Überlingen oder
Meersburg städtebaulich nicht attraktiv. In der Stadt angekommen dann unbedingt
an der Seepromenade längsradeln, pardon längsschieben :-) .
Nach Friedrichshafen verlässt der Bodenseeradweg mit wenigen Ausnahmen, z. B.
Langenargen, leider meistens das Seeufer und erst ab Lindau geht es dann bis
Bregenz wieder am See lang.

Lindau (401), also die Altstadt auf der Insel ist immer wieder einen Besuch
wert. Die Lage ist einfach einzigartig und der bayerische Löwe an der
Hafeneinfahrt am ansonsten auf deutscher Seite württembergischen oder
badischen See auch.
Zeppelinmuseum Friedrichshafen
In Lindau, genauer gesagt
unmittelbar am Ortsende Lindaus Richtung Bregenz, wollte ich mir im dortigen
Strandbad eine Badepause mit Mittagsschläfchen gönnen. So etwas muss beim
Genussradeln sein! Das wäre beinahe schief gegangen, denn das Strandbad wurde
komplett neu gebaut, hatte aber an der Eishalle noch einen provisorischen
Eingang, sodass es mit dem Sprung in den See und dem Mittagsschläfchen doch noch
geklappt hat. Ergebnis der Mittagschläfchens war dann aber auch ein veritabler
Sonnenbrand auf dem Bauch!
Glücklicherweise machte sich selbiger erst am Abend bemerkbar, sodass ich
zunächst munter nach Bregenz (427, offen-bar steht das Rathaus in Bregenz
nicht auf Seehöhe) weiterradelte und froh über die offene Grenze war. Die Fahrt
durch Österreich war nämlich ein spontaner Einfall und meinen Personalausweis
hatte ich zu Hause gelassen.
Lindau Hafeneinfahrt
Nun ja, ich kam
unkontrolliert rein und raus, musste also kein Bußgeld oder eine
Passersatzgebühr bezahlen. Bregenz
bzw.
dessen Vorgänger sind sozusagen steinalt, bis 1500 vor Christus und war zur
römischer Zeit sogar Stützpunkt einer Kriegsflotte! Im Dreißigjährigen Krieg gab
es auf dem See "Seeschlachten", irre!
Die Landeshauptstadt Vorarlbergs ist vor allem durch ihre
Seefestspiele im Sommer bekannt. Weniger bekannt ist
vielleicht, dass die Stadt eine ziemlich
versteckt gelegene, mittelalterliche Oberstadt hat, zu der ich dank "E"
entspannt hochradelte und ein wenig durch die dortigen Gassen fuhr.
Laut meinem Komoot-Navi
war ich in der Oberstadt ohnehin richtig, denn Komoot lotste mich nun weiter den
Berg hinauf und mal wieder ziemlich in die Wildnis. Eigentlich geht von Bregenz
zur Passhöhe in Fluh im Bregenzerwald eine ganz normale Landstraße. Bei mir
wurde aus einem Sträßchen mal wieder ein Feldweg und dann ein neudeutsch "Singeltrail",
also schlicht Trampelpfad, der einen über einen skipistenartigen Hang steil nach oben
führte und nur noch ein Radschieben zuließ. Wieder einmal stellte sich die
Frage: Umkehren, also zunächst wieder runter vom Berg zurück nach Bregenz oder irgendwie durchschlagen?
Ich suchte mir auf der Navikarte meines Smartphones einen quer zum Berg
verlaufenden Weg und traf schlussendlich auf einen normalen Forstweg, der noch
eine Weile, wenn auch moderater bergauf ging und am Schluss auf die Landstraße
von Bregenz nach Fluh, kurz unterhalb von Fluh (735) traf. Unterwegs
legte ich mich zwecks Erholung auf eine Bank im Wald
Stadttor Bregenz Oberstadt
und genoss das grüne Blätterdach über mir. So eine kleine Adventureeinlage lockert meine Radtouren immer
wieder mal
ungemein auf! Büro und rumhocken hat man schließlich daheim genug!
Diesen Steckenabschnitt habe ich im Übrigen bei der Nachbearbeitung der Tour
entfernt und auf die Landstraße zurückverlegt.
Oben von der Passhöhe
(744) hatte ich eine sehr schönen Blick auf den Bregenzerwald und bis ins ferne
Allgäu und dann ging es weiter, zurück nach Deutschland und zunächst bis nach
Weiler (633) im Allgäu. Inzwischen war es Abend geworden, aber mit einer
Übernachtung im Ort war es nix. Es fanden sich nur drei
Übernachtungsmöglich-keiten. Eine Pension war belegt, ein gemütlicher
bayerischer Gasthof ebenfalls und in einem größeren Hotel mit Spa habe ich gar
nicht erst gefragt. Nun hat diese Jahreszeit ja den Vorteil, dass es nicht mehr
so bald dunkel wird, also ging es weiter, der Abendsonne entgegen Richtung
Wangen. In Heimenkirch gab es ebenfalls nix. Mein Akku ging zu Neige und
in Meckatz hatte das Brauereilokal der gleichnamigen Brauerei keine
Zimmer, aber einen Angestellten, der eine Oma in der Nähe hatte. Diese Oma
betrieb bzw. betreibt einen Ferienbauernhof und hatte ein Zimmer für sagenhaft
günstige € 27,00 frei. Den Betrag habe ich ich nach einem guten Frühstück am
nächsten Morgen in Omas Küche ordentlich aufgerundet. Juchhu! Wieder mal
gerettet und nicht in der Scheune übernachtet. Weniger originell fand ich es,
dass besagtes Brauereilokal in Meckatz an einem Samstagabend schon um 20:30 Uhr
die Küche zugemacht hatte und es gerade noch einen Wurstsalat gab. Nun ja....
3.
Tag: Meckatz - Aulendorf 66 km
 
Auch der nächste Tag war sonnig und weiter ging es
durch die schöne,
hügelige, Allgäuer Landschaft nach Wangen (556).
Wangen ist ein ausgesprochen sehenswertes Städtchen. Kaum hatte ich die
Innenstadt durch ein kleines Seitentor der Stadtmauer erreicht, gab es erst Mal
ein großes
Wassserrad (anklicken!) einer ehemaligen Mühle zu sehen. In der Stadt hat es viele alte,
schön renovierte Häuser, teilweise mit Wandmalereien.
Ein Besuch der Altstadt lohnt sich also wirklich.
Wangen Stadttor Wangen Haus Innenstadt
Weiter ging es ständig bergauf und
bergab Richtung Ravensburg. Zwischendurch überlegte ich mir es aber anders, weil
die Waldburg
und
der gleichnamige Ort (723) in der Nähe lagen und ich aus nostalgischen
Gründen einfach dort vorbeiradeln wollte. Einst, so Ende der 60er, als es
im Winter in der Regel ab mittlerer Höhenlage noch Schnee gab, fuhr ich öfters
mit meinen Eltern zu einem kleinen Hang dort und dann trampelten wir uns mit den
Skiern eine Abfahrpiste in den Schnee und rutschten ein wenig herum und das ohne Lift oder so.
Die Burg steht natürlich noch und grüßt
in die Landschaft. Unter Kaiser Friedrích II. wurden auf der Burg um 1220
herum sogar die Reichskleinodien aufbewahrt.
Die Fahrt nach Ravensburg wäre auf dem
Heimweg nun ein Umweg gewesen und so radelte ich stattdessen hinunter ins
Schussental in die Nachbarstadt nach Weingarten (485). Dort gab es in
einem gemütlichen Biergarten erstmal ein Mittagessen. Dann folgte noch ein
kurzer Abstecher zur Basilika Weingartens, eine der Höhepunkte der
der ober-schwäbischen
Barockstraße.
Die Gegend war bis zur Neuverteilung durch Napoleon (vorder-)österreichisch also
katholisch.
Nach Weingarten suchte ich mir meinen
Radweg möglichst dicht an der Schussen entlang und gelangte so im Altdorfer Wald
(ehemaliger Name Weingartens) zum Bahnhof Durlesbach, bekannt aus der
Lied mit der Schwäbsche Eisenbahne.
Ein netter Sponsor hat dort Bronzefiguren mit dem Schaffner, der Ziege und
dem Bäuerle nebst alter Lok und Waggon aufstellen lassen und ein lokaler
Förderverein hält das Ganze in Schuss.

Weiter ging es auf einem etwas
holperigen Waldweg durch die Waldesidylle an der Schussen bis kurz vor
Aulendorf.
Dort überquerte ich die Schussen auf einer kleinen Brücke, eigentlich nicht für
Radler gedacht, ebenso die Eisenbahn-strecke Ulm-Friedrichshafen und landete
schlussendlich in Aulendorf (576). Das ist ein kleineres Örtchen mit
Schloss und Therme, das man nicht unbedingt kennen muss, es sei denn, man hätte
wie ich früher mal in der Gegend gelebt.
Ich besorgte mir die Fahrkarte für die Heimfahrt nach Göppingen. Anschließend
stattete ich dem "Strandbad" am Steegersee noch einen Bade- und
Kaffepausenbesuch ab und ließ die Radtour gemütlich ausklingen. Der See ist wie
der benachbarte See in Altshausen ein Moorweiher und wenn man rauskommt riecht
man leicht nach Karpfen oder so.
Ist aber wahrscheinlich gesund! Na ja, kannte ich auch noch von früher.
Danach ging´s zurück zum Bahnhof, ab in den Zug und nach Hause.
So liebe
Radlerfreunde, das war mein Bericht über diese kleine Fronleichnamstour 2018.
Wer mir
etwas zu dieser Seite schreiben will, kann mir gerne eine
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